Vor einigen Tagen habe ich festgestellt, dass sich in mir einiges verändert hat.
Krebs verändert die Sicht auf das Leben. Vorher lebt man in dieser wunderschönen Ungewissheit. In der jeder lebt, denn keiner weiß, was morgen passiert. Täglich lesen wir von Unfällen, glauben wir wirklich alle, es träfe uns nicht? Wir wissen es nicht und das ist gut so. Mit der Krebsdiagnose gerät diese Ungewissheit ins Wanken. Wenn wir Glück haben und eine Chance auf Heilung, dann haben wir auch wieder eine Chance auf diese Ungewissheit. Mit einer veränderten Sicht auf die Dinge, aber eben auch mit einer neuen Chance.
2015
Vor sieben Jahren habe ich das geschrieben. Ich denke oft darüber nach. Seither hatte ich viele Kontrolluntersuchungen, Corona hat die Welt befallen, vieles hat sich verändert, ich bin nun verheiratet, ein Hund gehört zu meinem Leben und mein Wandersmann hat schon wieder eine neue Wohnung. Was soll ich sagen, die Ungewissheit ist tatsächlich ein Stück zurück gekehrt! Ich habe sie nicht bemerkt, aber auf einmal, so ganz langsam, schlich sie sich in mein Leben zurück.
Meine Nichte kam ans Ende ihres Jahresweisers, eines Tagebuchkalenders für 10 Jahre. Sie brauchte einen neuen, ich sollte ihn besorgen, Opa wollte ihn ihr schenken. Ihren ersten hat sie von mir geschenkt bekommen, ich führte damals selber einen und dachte mir, das würde ihr auch gefallen.
Es gefiel ihr. Wie mir. Nur hatte ich mir am Ende meines Tagebuchkalenders keinen neuen angefangen. Denn um so einen Kalender füllen zu können, da braucht es die Ungewissheit. Und nicht die Angst, dass plötzlich, so mittendrin, die Einträge enden könnten. Und die restlichen Jahre womöglich leer bleiben.
Tja und als meine Nichte nun ihren Wunsch äußerte, da wurde mir klar, jetzt kann ich wieder. Nein, ich habe keine Sicherheit, beileibe nicht, aber ich habe Ungewissheit, wunderbare Ungewissheit! Und darum habe ich zwei bestellt, einen für meine Nichte und einen für mich 😁
Wie schön😊 schöner Text und schöne Ungewissheit… Wenn ich jetzt schreibe, dass ich genau aus diesen Gründen mich vor eineigen Tagen gegen das 5 Jahres Tagebuch entschieden habe, nicht traurig sein, ich bin glücklich mit meinem neuen 6 Minuten Tagebuch. Das geht zwar nicht über so viele Tage, dafür wird jeder Tag genau betrachtet und gewürdigt 😉 ganz nach Cicely Saunders…
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Doch, ich bin schon traurig, weil ich doch weiß, warum. Jedenfalls glaube ich das, aber natürlich kann es kann ja ganz andere Gründe für Dich geben. Doch ich bin auch froh, Du hast was gefunden für Dich und das ist gut. Über Deinen Blog bin ich noch froher 😎 Deine Texte sind so einzigartig wahr und ich lese sie eben darum so gerne. Immer und immer wieder. Genaugenommen kann ich nicht genug davon kriegen 😉
Das mit dem 6 Minuten Tagebuch, das kenne ich noch gar nicht, werde mal googeln…
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