Da hab ich was auf die Ohren bekommen, so richtig heftig. Zu dem üblichen Hörsturzgedöne nun noch Verdacht auf Menière, das ist der Name eines Arztes, Prosper mit Vornamen, der hat da was mit Schwindel und Tieftondings und Druck und… was weiß denn ich nicht noch alles entdeckt. Zu diesem Zweck werde ich ins MRT gesteckt. Nicht in Gänze, mein Kopf. Und was denkt man da mit der Vorgeschichte, die ich nunmal habe? Richtig, man denkt
KREBS KREBS KREBS
denkt man, aber sowas von Krebs. Kaum bei der Ärztin raus, mitten auf dem schönsten Platz in Kaiserswerth bei (derzeit) sonnigem Wetter meldet sich der Dünnsch…
weil man denkt
KREBS KREBS KREBS
dankt man, aber sowas von Krebs. Die Ärztin war baff erstaunt, als ich ihr sagte, bevor ich mich ins MRT lege, will ich erst zum Onkologen. Wieso denn das? Das eine hat doch mit dem anderen… stellen sie sich vor, sagte ich ihr, ich gerate bei dem Radiologen an einen Pferdehändler, der in der ihm eigenen Pferdehändlerempathie zwar keinen Befund bei den Ohren aber vielleicht was anders, was vermutlich gar nichts ist aber von ihm doch abgeklärt und mit oftmals drastischen weil ahnungslosen Worten über mich ergossen wird… Stimmt, meinte sie nachdenklich geworden, sie kenne einige Kollegen mit Pferdehändlerqualitäten. Sehen sie, erwiderte ich, und an die will ich nicht geraten und darum rede ich erstmal mit meinem Onkologen.
Da muss ich sowieso wieder hin und also ziehe ich das jetzt auf meine Art durch. Denn die einzige, die mit all dem Scheiß leben muss, bin ich. Und ich habe die Schnauze voll von unempathischen Honks, die mehr Schaden als Nutzen anrichten. Die ihr Wissen in die Welt schleudern und es besser für sich behalten würden, weil es im Grunde keinen interessiert, jedenfalls in der Situation nicht. Ich hatte mal so eine Begegnung, die Knochendichte sollte gemessen werden. Von einem Arzt, der gerne redet. Ehemaliger Universitätsdozent, bestimmt ein kluger Mann. Da aber sollte er meine Knochendichte messen. Mehr nicht. Knochendichte. Wegen der Aromatasehemmer. Sonst nichts. Die Untersuchung war fertig, die Ergebnisse lagen vor, ich wurde reingerufen. Ich saß noch nicht, da sagte er mir, in meiner Situation sei ja der Umgang mit Knochenmetastasen besonders wichtig.
Das hat der wirklich gesagt. Meine Situation. Knochenmetastasen. Wichtig. Genau in dieser Reihenfolge. Ich ließ mich wie gelähmt in den Stuhl vor seinem Schreibtisch fallen. Und erst nach und nach wurde mir klar, dass er so von sich begeistert war, hatte er doch eine Operationsmethode entwickelt, die Knochenmetastasen selbst im 4. Halswirbel operativ behandeln kann, einzigartig auf der Welt und im Universum… und sülzte mich damit voll. Und als ich dann stammelte, was das nun für mich hieße, meint er, ach da sei alles in Ordnung, doch wenn ich mal Probleme mit Knochenmetastasen im 4. Halswirbel hätte, solle ich mich vertrauensvoll an ihn wenden…
DER HAT DAS WIRKLICH SO GESAGT.
Ich ging. Nein, eigentlich wankte ich. Er hatte kein Messer im Rücken und auch kein Hackebeilchen seinen Schädel gespalten, was einzig daran lag, dass ich zu benommen war, um reagieren zu können. Doch damals habe ich mir geschworen, diese Honks werde ich vorher aussortieren. Ich sage den Ärzten ehrlich, dass ich einige von ihrem Berufsstand lieber von hinten sehen würde und zwar nur als verschwindenden Punkt am Horizont und darum gerne vorher ausschließe, an einen Dr. Unfähig zu geraten.
Diesen Knochendichtehalswirbelmetastasenidioten habe ich jedenfalls aussortiert und damals auch meinem Professor berichtet, der ganz entrüstet war. Zum Glück konnte ich danach sofort mit meinem Freund telefonieren. Er hat mich aufgefangen.
Soviel dazu. Mein Hörtest war nicht ganz so gut wie letzte Woche, aber ich bin auf einem guten Weg. Jetzt noch dieses Menière untersuchen und dann sehen wir weiter.
Ich werde berichten.
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