So hat mein Freund das Bild genannt, was er mir mailte, ich hatte es aufgenommen in der Nacht, als der Mond so schön durch die Bäume schien und ich versuchte, das mit der Camera einzufangen. Wie immer hat er das Foto „verfälscht“ und einen Rahmen drumgepixelt. Man kann nicht wirklich viel erkennen, vielleicht kommt die Stimmung ja rüber, aber den kleinen roten Punkt unten am Bildrand, den sieht man, das ist das Lichtlein auf Muxis Grab. Und darum hat mein Freund es so genannt: Muximond 😊
Im Alltag merke ich es immer wieder, wie sehr mir der kleine Kerl fehlt, wie sehr ich auf ihn immer noch eingestellt bin, ob ich durch die Türe gehe, ob ich was tappeln höre, immer ist mein Gedanke: Muxi.
Gestern, die Familie war lange gegangen, saßen wir noch beisammen und sprachen über Abschied. Und dass, je älter man wird, die Abchiede sich verändern. Früher waren es Abschiede mit dem Blick nach vorne, die Schule war zu Ende, was mache ich nun? Das Studium ist vorbei, was kommt danach? Heute blickt man immer öfter nach hinten, was war gewesen, was ist nun vorbei und ist es gut so, dass es vorbei ist?
Es ist eine Zeit des Abschieds, für uns beide, und diese Zeit ist nicht immer leicht. Ich habe meinen Muxi verabschiedet, er hatte ein verdammt gutes Hundeleben und es ist alles gut so, wie es ist, doch dieser Abschied grad jetzt, fällt mir sehr sehr schwer. Gehen lassen müssen.
Mein Vater zieht nun in sein altes Elternhaus, wo er mit seiner jungen Frau eine Familie gründete, wo ich geboren wurde, seine erste Tochter.
Hier steht er, der linke mit dem hellen Hemd, an mich noch kein denken, mit seinem Kumpel, beide am gleichen Tag geboren, beide 17 Jahre alt. Kaum zu glauben, oder? Ist aber so 😉
Er hat die sogenannte Eigenleistung erbracht, mit 17, die damals erbracht werden musste beim Hausbau, finanziert mit der „Rheinischen Heimstädte“. Verbilligte Wohnungsbaudarlehen, damit die Menschen nach dem Krieg schnell eine Bleibe fanden.
Vater hat die Holzfußböden verlegt und den Estrich aufgebracht. Er hat schon immer gerne gebaut, das war sein „Traumberuf“, Häuser bauen. Nicht planen, bauen. Mit den Händen. Er hat mir erzählt, wie er als Schuljunge mit dem Rad durchs Dorf gefahren ist, zu den Häusern, die wieder aufgebaut wurden, nach dem Krieg, und wie er sich wünschte, eines Tages dabei zu sein.
Er hat sich diesen Wunsch erfüllen können. Sowohl beruflich als auch privat. Er hat Modellbauschreiner bei Losenhausen in Düsseldorf gelernt, einen Beruf, den es heute nicht mehr gibt (die Firma auch nicht mehr). Das hat nichts mit dem heutigen Modellbau zu tun und mit Flugzeugmodellen schon mal gar nicht. Aber das ist eine andere Geschichte.
Jedenfalls hat er gebaut, u.a. in dem Bunker Marienthal, der heute ein Museum ist. Damals streng geheim, Vater gehörte zu den letzten Handwerkern, sie machten die Endkontrolle. Und Mittags haben sie in den Betten geschlafen, heimlich weil natürlich verboten 😎 und mein Vater hat wirklich im Bett des Bundeskanzlers gelegen 😂 darüber lachen wir heute noch. Ein echter Bundeskanzler hat nie darinnen gelegen, aber mein Väterlein 😜
Dann hat er sich ein eigenes Haus gebaut. Er war immer stolz, ein echter Handwerker zu sein, selber bauen zu können, mit den eigenen Händen sein Leben gestalten. Wo mein Vater war, waren Hammer und Nägel nicht weit, ein Hobel immer in der Nähe, eine Säge, ich kenne ihn nur werkelnd, er hat immer gebaut, verbessert, ausgebessert, repariert, neu gebaut… mein Vater, der Handwerker.
Und auch davon muss ich mich verabschieden. Er wird älter, auch wenn es nicht so aussieht, Zeit seines Lebens Leistungssport getrieben, sieht man ihm sein Alter wirklich nicht an. Doch es beginnt die Zeit, wo man es ihm anMERKT. Wo er immer öfter auf dem Sofa liegt, wo man „Papa kannste mal eben…“ nicht mehr so einfach sagen kann.
Abschied nehmen. Von Vorstellungen. Wünschen. Träumen. Oft ein gewollter oder herbeigesehnter Abschied – endlich geschieden!! – und solche Dinge, aber da ist mehr als nur Erleichterung. Da ist immer auch so eine Schwere dabei. Und im grauen und regnerischen Januar merkt man die besonders, finde ich.
Mein Muximännlein fehlt mir. Aber ich habe den Muximond 😌 und den schaue ich mir immer an. Und dann denke ich an die vielen schönen Stunden, an die Spaziergänge am Hammer Bach und dann werde ich traurig und glücklich zugleich: