Leben

da hock ich nun

Zwei Tage habe ich, obwohl ich es nicht hätte sollen, rein grippemäßig betrachtet, geschleppt. Eine leere IKEA-Tragetasche drei Treppen hinunter, eine volle wieder rauf. Warum ich sowas tue? Eine längere Geschichte. Ich hatte nämlich bis vorvorgestern einen mir lieben Mitbewohner, er war Kollege, wurde Freund, musste kurzfristig umziehen und sollte die kleine Einliegerwohnung unterm Dach bekommen, weil mein kranker Mann kaum noch Treppen steigen konnte. Wir wollten da einiges verändern im Haus. Soweit kam es nicht, mein Mann starb. Und so richteten wir uns hier als Wohngemeinschaft ein, jeder eine eigene Etage und ganz unten eine gemeinsame WG-Etage. Und es war schön.

Und nun zog er aus, was diverse gute Gründe im privaten Umfeld hat, sowohl bei ihm, als auch bei mir, was mit uns beiden nichts zu tun hat, mehr mit bei mir z.B. den Eltern. Denn mein alter Vater braucht bald eine Bleibe in der Nähe seiner Töchter. Und da ist sein altes Elternhaus einfach wie geschaffen.

Wie dem auch sei, unsere Wohnsituation trennte sich und mein Leben nahm wieder eine Wendung, wieder neu, wieder Abschied. Ich haderte sehr damit. Das große Haus jetzt erstmal eine Weile für mich alleine, wieder umräumen, denn mit meinem Vater mag ich keine WG leben, so gerne ich ihn habe, aber WG ist nicht gut. Also die untere Etage auflösen, die kriegt mein Vater, die obere behalte ich sowieso und die Einliegerwohnung wird mein Büro. Ich haderte.

Diese Einliegerwohnung, das ausgebaute Dach, war ganz früher unser Speicher, dann wurde ein Teil das Schlafzimmer der Eltern, dann das Zimmer von uns Kindern, dann Gästezimmer der Großeltern, dann baute Vater das Dachgeschoss komplett aus und es kam ein kleines Bad und ein weiteres kleines Zimmer hinzu. Und ich zog ein und lebte einige Jahre sehr glücklich dort. Dann lernte ich meinen Mann kennen und als wir das Haus für uns alleine hatten, zog er dort ein und als er starb, hinterlies er uns sein ganzes Elend aber das ist eine andere traurige Geschichte. Jedenfalls war dieser Abschied für mich mit dem Einzug meines Mitbewohners verbunden, der sich um alles kümmerte. Und der die Etage wieder schön machte. Wunderschön.

Und ich renovierte das Haus, Fenster und Fußböden und Elektro und was man so alles neu machen muss und so sollte es bleiben, so sollte es Jaaaaaaahre bleiben und es sollte Ruhe einkehren… wenn du Buddah zum lachen bringen willst, erzähle ihm von Deinen Plänen… und ich bekam Krebs.

Kaum habe ich da die wichtigsten Etappen geschafft, OP, Chemo, Bestrahlung, kaum kehrt jetzt ein wenig Ruhe ein, kommt der Auszug. Ich haderte. Ich haderte fürchterlich. Aber es musste sein, es ergab Sinn. Für uns beide. Unabhängig voneinander, familientechnisch gesehen.

Und dann kam der Auszug, alles lief glatt, ich brachte ihn zur neuen Wohnung, fuhr dem Möbelwagen hinterher, ist zum Glück nicht weit, und fuhr nach Hause. Schaute mir nun „meine“ neue Etage an und dachte, also gut, ziehste wieder hier ein…

Und da sitze ich nun, auf dem schwarzen Bürostuhl, IKEA natürlich, an meinem Computer, und ich kann es Euch nicht beschreiben, wie zufrieden ich bin. Ich hätte niemals, ABSOLUT NIEMALS gedacht, dass ich mich in dem Haus alleine so wohl fühle. Ich wollte nie alleine leben, nie, WG war schon immer meine bevorzugte Wohnsituation, ich habe in so vielen WG’s gelebt, ich finde das einfach nur gut, und das große Haus war ideal dafür und dort sollte ich nun alleine leben? ES IST GROSSARTIG!! Es ist einfach nur großartig, ich bin erstaunt über mich selber, ich dachte, wenn ich alleine bin, habe ich Angst, wenn ich in den Keller gehe oder so, nix, absolut nix, ich fühle mich einfach nur wohl in diesem Haus wo ich jetzt ganz alleine das sagen habe und wo ich mich nun quasi neu einrichte.

Ich habe so gehadert, ich hatte so Sorgen, alleine in dem Haus, wieder ein neuer Lebensabschnitt, wieder alles neu… und nun sitze ich hier und bin einfach nur glücklich und kann noch gar nicht richtig verstehen, warum das so ist.

In dem Zimmer hier, da gab es ganz früher mal ein Bild von Gott, ehrlich, ich habe es diverser Umstände wegen nur nie zu sehen bekommen 😉

Ein Gedanke zu „da hock ich nun“

  1. „Glücklich ist nicht, wer anderen so vorkommt, sondern wer sich selbst dafür hält.“ (Seneca)
    Kann nur sagen Hut ab und weiterhin Daumen hoch – freue mich mit Ihnen.
    Viele Grüße an diesem schönen sonnigen Tag.sidevc1231

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